who am I?

göflaner marmor / 40x40x100 cm / 2017

Gedanken zum Werk
„Diese Skulptur aus der Serie „Transformation“ ist zugleich „fest gehaltener Status“ der eigenen Versenkung im Schaffensprozess des Bildhauers, wie auch „Meditations-Stein“ für den sich in die Wahrnehmung versenkenden Betrachter.

Als „fest gehaltener Status“ zeigt sie ein Möbiusband. Mathematisch gesehen ist das Möbiusband eine nicht-orientierbare Mannigfaltigkeit. Für mich ist sie eine Metapher unserer Möglichkeiten uns selbst und die Welt immer wieder aus neuen Perspektiven zu betrachten. Die Fähigkeit zum Perspektiven-Wechsel ist für mich eine der entscheidenden menschlichen Möglichkeiten, die An-Sicht der Welt, im Zusammenspiel zwischen dem Selbst und der Welt selbst, zu verändern. Dieser Perspektiven-Wechsel ist eine geistvolle Leistung – denn körperlich bleiben wir jedenfalls in dieser Welt gebunden. Aber der Geist kann über diese Gebundenheit hinauswachsen in dem er in einem konzentrierten Prozess die Bewusstheit über dieses Selbst als Teil des Ganzen entwickelt.

So wird die Skulptur zu einem „Meditations-Stein“ der den Betrachter einlädt, im Folgen der Linien und Flächen, dem scheinbaren Innen und Außen, den Geist ruhen zu lassen. Er hilft dabei sich zu versenken und im Angesicht der Skulptur nur eine einzige Frage zu stellen:

„Who am I?! – Wer bin Ich?“

Welche anderen Gedanken bei der Betrachtung im eigenen Geist auch auftauchen mögen, welche Gefühle dabei auch immer entstehen mögen – es geht im Betrachten immer wieder darum, zur eigentlichen Frage zurückzukehren:

Ein Gedanke taucht auf:
„Bei wem entsteht dieser Gedanke? Bei mir!“ Und dann fragt man sich wieder: „Wer bin ich?“

Ein Gefühl taucht auf:
„Wer ist aufgeregt? Ich!“ Und dann fragt man sich wieder: „Wer bin ich?“„Wer ist verstimmt? Ich!“ Und dann fragt man sich wieder: „Wer bin ich?“

Ein Bedürfnis taucht auf:
„Wer braucht das jetzt gerade? Ich!“ Und dann fragt man sich wieder: „Wer bin ich?“
oder, oder, oder, ….

Der rastlose Geist („monkey mind“) in uns wird immer wieder versuchen neue Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse zu produzieren bzw. sofort nach Antworten zu suchen – ohne sie jemals zu finden, denn jede Antwort ist nur eine Gedankenform und nicht das, was ich bin. Das unbewusste Denken hält den rastlosen „monkey mind“ am Leben und damit gewinnt er die Kontrolle über alle unsere Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse. „Es“ denkt mich dann – und ich bin blinder Passagier ohne Bewusstheit.

Die Frage „Wer bin Ich?“ hilft uns nur dabei, diesen unruhigen Geist zu beruhigen – sie führt uns in die Stille, in das tatsächliche Sein, die Quelle – und sie hilft uns, dem „big mind“ eine Chance zu geben sichtbarer, spürbarer und erlebbarer zu werden. Wir nähern uns damit der Antwort auf die Frage, wer ich wirklich bin – der Quelle.
Dazu braucht es die Disziplin, einige Minuten zu verweilen und mit allen Sinnen wahrzunehmen.
„who am I?!“ ist eine Einladung genau dazu!“
(Karl Volonte, Unterach am Attersee 2017)