



africa / negro marquina / 210x40x40 cm / 2011
europe / negro marquina / 210x40x40 cm / 2011
Gedanken vor und bei der Arbeit am Stein
In der griechischen Antike standen der Überlieferung nach in Gibraltar und am Deschebel Musa in Marokko die beiden Säulen des Herakles. „Non plus ultra“ – Nicht darüber hinaus – war die Inschrift auf den beiden Säulen dieses Tores, welches die bekannte Welt begrenzte. Im Buch Hiob finden sie Erwähnung – Gott sagt dem Meer: „Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, hier sollen sich legen deine stolzen Wellen.“ Und selbst heute finden sich die beiden Säulen in vielen Symbolen wieder – vom Staatswappen bis – welche Ironie – zu den beiden Strichen im Dollarzeichen. Aus diesen Säulen entstand das Thema dieser Arbeit: „Grenzen“
Grenzen sind für mich immer Scheide-Punkte:
Akzeptanz der Begrenztheit – Im Bekannten verweilen
Neugierde auf das Dahinter – Ins Neue gehen
Unser Umgang als Menschen mit Grenzen hat diese immer wieder verschoben – Wir könnten sagen, dass Fortschritt nur entstanden ist, weil wir Grenzen immer wieder hinausgeschoben haben. Jedes Überschreiten einer solchen Grenze hat allerdings auch immer viele Seiten:
Neue Möglichkeiten
Neue Risken
Neue Erkenntnisse
Neue Erfahrungen
Neue Grenzen
Neue Bewusstheiten
Die Grenze zwingt uns zu Entscheidungen – zu Bewusstheit über die Spannung zwischen Neugierde und Akzeptanz. Jede Überschreitung der Grenze erfordert ein hohes Maß ethischer Verantwortung – denn die Konsequenz der Überschreitung ist jedenfalls zu tragen. Grenzen sind Tore zum Unbekannten und bergen die Ambivalenz als ihr Wesen in sich. In den Fragen und Antworten die sie uns aufzwingen zeigt sich das Widerstrebende:
Vor oder Zurück?
Auf oder Ab?
Links oder Rechts?
Oberfläche oder Tiefe?
Spannung oder Entspannung?
Verweilen oder Durchgehen?
Das entstandene „Tor“ soll eine Mahnung sein und zum Inne-Halten vor der Grenze und zur Bewusstheit über die zu treffenden Abschiede vor dem Durchschreiten einladen. Zwei abstrakte Menschen bilden die Säulen des Tores – sie stützen den Bogen unserer Denk- und Handlungsmöglichkeiten – sie laden einerseits ein durchzuschreiten und mahnen andererseits uns anstatt des Meeres: „Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, hier sollen sich legen deine stolzen Wellen.“
Die Farbe des Steines ist bewusst gewählt – und soll an jenen Ort erinnern, der in unserer Tradition jedenfalls die Grenze unseres körperlichen Daseins symbolisiert. Nicht zuletzt ist die Arbeit am Stein für mich immer eine Grenzerfahrung die der Stein mir bietet. Der deutsche Bildhauer Erwin Stötzer schrieb dazu: „Ich lobe den Stein, er setzt Grenzen. Er ist uralt und seine Härte zwingt, sich normal zu benehmen. … Das Gesetz muss beachtet werden, denn der Stein hat Gesetze. Seine Spröde und seine Härte zu verletzten wird bestraft. Der Stein führt auf das Wesentliche. Sein Widerstand ernüchtert und macht die Arbeit konkret.“
(Karl Volonte, Azzano 2011)